Namibia Reisetagebuch – Back-Home-Mitbringsel

Es ist der Tag, an dem man feststellt, dass man schließlich doch braun geworden ist – obwohl man Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50+ benutzt hat und das mehrmals am Tag.

Es ist der Tag, an dem man Bilanz zieht: Elf Stempel im Pass. 4.842 gefahrene (nicht geflogene!) Kilometer. Zwei Regentage am Schluss, Wassermassen von oben, erlöste Natur, erlöste Menschen. Zwölf Flusspferde. Wie viele Giraffen? Hundreds. Fast ebensoviele Mitbringsel. Meine Reisetasche beim Rückflug platzt aus allen Nähten und wiegt 26 Kilogramm gegenüber 15 bei der Hinreise.

Es ist der Weißt-Du-noch-Tag. Weißt Du noch, das erste Zebra? Der erste Baobab! Der Sonnenaufgang in der Ugab Terrace Lodge in Damaraland? Die Sonnenuntergänge! Die Sternenhimmel! Weißt Du noch die Abende am Okavango, am Sambesi, am Chobe und am Kwando? Jeden Abend ein anderer Fluss, eine andere Grenze am gegenüberliegenden Ufer. Und jeden Abend Musik. Weißt Du noch das Durcheinander von Wasser- und Saftflaschen, von Kartenmaterial und Souvenirs hinter unseren Autositzen? Weißt du noch, wie uns bei der Einreise nach Botswana wegen Korona ein Fieberthermometer gegen die Stirn gehalten wurde, wir beide zu niedrige Temperaturen hatten und uns schuldig fühlten?
Weißt du noch: die Mangomarmelade im Camp Kwando? Weißt Du noch, der Abend, an dem wir, statt essen zu gehen, die eingepackten Reste von der Hakusembe-Lodge auf unserem Zimmer in der Caprivi-River-Lodge verspeist haben? Panierter Fisch mit Pommes und Brokkoli, alles kalt, und dazu hatten wir uns für 30 namibische Dollars ein Glas Mayo gekauft und eine Flasche Wein. Es schmeckte himmlisch, war mit keinem Fünf-Gänge-Menü der Welt zu toppen. Weißt Du noch die Morgengeräusche? Der Affen, der Tauben, der Klippschliefer am Waterberg. Früh um halb sieben barfuß im Nachthemd nach draußen – und immer warm!

Es ist der Schade-dass-es-schon-vorbei-ist-Tag. Es ist immer dasselbe: Die erste Woche vergeht unendlich langsam, die Zeit foppt uns und sagt, sie ist Ewigkeit, ehe sie zusammenzuschnurren beginnt, erst unmerklich, dann immer schneller, sie heißt jetzt „Nur-noch-Zeit“, nur noch zwei Tage, nur noch 24 Stunden, eine letzte Safari mit einer Nashornmama und zwei Söhnen, ein sagenhafter Schokoladenkuchen als Dessert zum letzten Abendessen auf dem Waterberg, und dann sitzt du auch schon im Flieger, der dich über viele Grenzen hinweg heimwärts trägt. Ob es mit dem Leben genauso ist? Die Zeit zuerst eine Schnecke, im Alter ein Jaguar? Schon jetzt empfinde ich es oft so. Wer wird mich am Ende über jene ganz besondere Grenze tragen und wohin?

In der Nacht nach meiner Rückkehr wache ich auf und weiß minutenlang nicht, wo ich bin. Ich taste nach dem Boden neben meinem Bett, nein, kein Terracotta-Belag, der Teppich sagt mir: Daheim. Und dann kommen die Bilder, mit ungeahnter Eindringlichkeit und Brillanz. Wie viel hat diese Reise bei mir hinterlassen, wie viel habe ich mitgenommen! Namibia – ein Wonderland, das lange nachwirkt.

Es ist der Ich-freue-mich-dass-ich-wieder-zuhause-bin-Tag. Gleich werde ich eine Schwarzwälder Kirschtorte fabrizieren. Es ist der Geburtstag meines Sohnes. Er wird heute 25 Jahre alt. Happy birthday, Julian! Was für eine Wucht, diesen Tag mit Dir zu feiern! Ich freue mich und freue mich! Es ist DER TAG.

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